Wilhelm von Gall und Neffe in Hohlstein

Der Auftritt der Familie von Gall in Hohlstein ist mit zwei Generationen nur von kurzer Dauer.
In dem Buch „Die Curiosen Denkwürdigkeiten – Schlesien“ aus dem Jahre 1667 wird er unter folgender schöner Überschrift eingetragen [1].


„Gräfliche Geschlechter welche nicht eben schlesischer Extraktion, sondern bey Gelegenheit ins Land kommen und darinnen Seßhaftig worden“.

 

Und beginnt mit der Angabe der Herkunft.

 

„Wohl aus Irrland kommend hat sich Wilhelm von Gall Freyherr von der Burg/ Herr von Balmontin und Gallston Hollstein gekauft.“

 

Zwischen seiner Ausreise aus Irland und dem Kauf des Schlosses ist er allerdings mehr als 20 Jahre durch Europa gezogen. Wir erfahren weiter mit klopfenden Herzen von seinen Heldentaten im 30 jährigen Krieg.

 

„Welcher zum ersten unter der Kron Polen seine tapffere Mannheit erwiesen / hernach durch seine eigenen Mittel eine ziemliche Macht von Kriegs=Volck aufgebracht / dieselbe dem unsterblichen Hause der Glor=würdigsten Ertz=Herzoge von Oestereich zugeführet / und unter den Sieges=Fahnen Jhro Kayserlichen Maj. Ferdinand I. II. und III: zwanzig Jahr nacheinander sich in blutigen Feld=Schlachten dermassen gebrauchen lassen / daß dessen heldische Brust viel Merck=Mahle der Wunden / als den Helden Mut damit bewehren können."

 

Wie wir also aus den wenigen Zeilen dieses historischen Lexikas entnehmen können, war der durchaus schon etwas ältere Käufer des Gutes Hohlstein ein hochrangiger Söldner im 30 jährigen Krieg.
Seine Vorfahren werden nach Irland mit Sitz in Gallstown Castle im Süden der Grafschaft Kilkenny verortet. Das liegt im Süden der Insel. In einem Aufsatz zur Beschreibung von irischen Wappen werden eine Anzahl männlicher Ahnen genannt [2].
Ein Urgroßvater war Walter Gall alias Burke dieser war 1559 Abgeordneter des Parlaments für die Grafschaft Kilkenny und diente später von 1572 bis 1574 als Sheriff dieser Grafschaft. Dessen Sohn war Piers Gaul oder Gall von Gallstown, dieser wurde 1585 von der Krone begnadigt und diente später 1608 als Constable der Baronie von Ida, Igrine und Ibercon.
Ein Stammbaum zu Vater und Brüder kann gezeichnet werden. Es wurde viel auf dem Schlachtfeld gestorben in dieser Familie.

Stammbaum der Familie von Gall nach J. O'Donnevan, 1860 [10]
Stammbaum der Familie von Gall nach J. O'Donnevan, 1860 [10]

Auch seine vier Brüder waren Kriegsteilnehmer. Sie gehörten wie William zu den irischen „Wild Geese“, die sich auf dem Kontinent als Söldner in kaiserlichem bzw. spanischem Heer anwerben ließen.
Hier lohnt sich ein kurzer erklärender Ausflug. Religiöse Konflikte und die zumeist blutige Unterdrückung der irischen Aufstände gegen die englische Vorherrschaft zwangen viele Iren im 17. Jahrhundert zur Flucht von ihrer Insel.
Eine wesentlich stärkere Auswanderung irischer Soldaten und Offiziere setzte erst nach der Niederlage von Jakob II. bei der Schlacht am Fluss Boyne (1690) ein. Zu Tausenden verließen sie ihre Heimat, um sich in den Dienst der katholischen Herrscher Europas zu stellen. Sie selbst nannten sich die "Wild Geese" (Wildgänse).
Zu den ersten irischen Offizieren, die bereits zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges im Sold der Habsburger standen, sind vor allem Richard Wallis (Walsh) von Carrickmines, William Bourke of Gallstown und nicht zuletzt Jakob und dessen Bruder Walter Butler of Roscra zu nennen, der das Kommando bei der Ermordung Wallensteins 1634 in Eger führte [3]. [4].
Die Brüder David und James Gall de Burgo sind auf den Schlachtfeldern gefallen. David schon 1631 bei Leipzig. James in Torgau vielleicht 1636 da wurden die kaiserlichen von den Schweden vertrieben. Auf den Bruder Thomas komme ich noch einmal zurück. Die Geschichte von Pat in spanischen Diensten ist nicht bekannt.
Für Wilhelm Gall (häufig auch William von Gall genannt) sind zahlreiche seiner siegreichen und verlorenen Kämpfe über die Jahre belegt. Eine Internetseite „sortiert“ damalige Zeitungsmeldungen oder auch bekannte Tagebucheintragungen zu den darin erwähnten Personen. Diese Zusammenstellung erlaubt uns einen außergewöhnlichen Einblick in seine Kriegstaten [5], [6]. An dieser Stelle möchte ich nur ein paar davon Auswählen, ein bisschen etwas ergänzen und auch noch einen eigenen spannenden Fund hinzufügen.

Wilhelm von Gall im 30 Jährigen Krieg

Zusammengefasst liest es sich so:

William von Gall stand von 1633-1646 als Obrist eines Dragoner-Regiments und von 1641-42 eines Infanterieregiments in kaiserlichen Diensten. 

 

1632 Gouverneur von Neisse, Stadtkommandant von Cosel bei Breslau


William Gall stand in seinen ersten Jahren in polnischen Diensten und amtierte als Gouverneur von Neisse. Eine andere Spur aus diesen Jahren führt nach Cosel (in der Nähe von Neisse liegend) [7]. Hier wird Gall für den Dezember des Jahres 1632 als Stadtkommandant genannt. Damals konnte nur die Burg nicht die Stadt Cosel gegen die sächsische Armee unter Johan Georg von Arnim verteidigt werden.
Gall war damals Oberstlieuntenant im Götzischen Dragonerregiment. Ein von ihm ausgestelltes Dokument bezeugt die standhafte Unterstützung der Bürgerschaft von Cosel bei der Verteidigung der Stadt gegen die anstürmende sächsische und schwedische Armee.

 

Augustin Weltzel , Geschichte der Stadt, Herrschaft und Festung Cosel, 1866 [7]
Augustin Weltzel , Geschichte der Stadt, Herrschaft und Festung Cosel, 1866 [7]

 

August 1633 Schlacht bei Nördlingen


Als Führer seines Kavallerieregiments setzt er in der Schlacht bei Nördlingen der schwedischen Reiterei schwer zu. Für diesen Erfolg wurde Gall in den Grafenstand erhoben mit dem Gut Limberg belohnt und zum Kämmerer Kaiser Ferdinands III. ernannt [4].

 

November 1634 Schlacht bei Hersfeld

 

Unter dem kaiserlichen Generalmajor Johann Rudolf von Bredau stehende berittenen Truppen von Melchior von Hatzfelds und einige von Isolanos kroatischen Einheiten unter dem Obersten Marcus Corpes, zusammen 8 Regimenter zu Pferd hatten sich im Stift Fulda gesammelt. Darunter auch 400 Dragoner unter Oberst William Gall à Bourck
Sie trafen auf die vom Landgrafen Wilhelm V. von Hessen entsendete Truppen. 4 Regimenter zu Roß (etwa 1500 bis 2000 Reiter) und 400 Musketiere, unter dem Generalmajor Kurt von Dalwig. Diese sollten sich mit den Truppen vom Weimarer Herzog Wilhelm bei Vacha vereinigen. Da dies nicht gelang sah der hessische Dalwig keine andere Möglichkeit, als sich auf Hersfeld (früher Hirschfeld) zurückzuziehen.
Dort kam es am 27.11.1634 zu einem folgenschweren Zusammenstoß, als die Kaiserlichen die Hessischen, welche gerade von Hersfeld Richtung Fulda abziehen wollten, in dichtem Nebel umringten und überwältigten. Viele Reiter wurden niedergehauen, die meisten Reiter und Offiziere (etwa 700), einschließlich des Generalmajors Dalwig, wurden gefangengenommen. Letzterer verstarb
an seinen Verletzungen. Der Landgraf Wilhelm ließ Herzog Wilhelm wissen, mit solchen Freunden brauche er eigentlich keine Feinde mehr.

 

1635 Quartiernahme

 

Vom Januar 1635 existiert aus dem Amt Heldburg ein Verzeichnis über Güter die die Gemeinde Poppenhausen dem Herrn Obristwachtmeister Graf Galles an Geld und Victualien 2 Wochen lang nach Römhild geliefert hat. Februar 1635 und 1636 lag er um und in Naumburg.

 

März 1636 Bericht über Kämpfe und Verwundung der Brüder in Tagebuch des Fürsten Christian II. von Anhalt-Bernburg [8]

 

Auf der Suche nach dem Schicksal des Bruders Thomas von Gall wird uns eine frühe Episode der beiden Brüder im Kriegsgeschäft aus dem Jahre 1636 aus Bernburg erzählt. An dieser Stelle sei kurz der Rahmen der Episode erstellt. Der Bericht stammt aus dem Tagebuch des damaligen Fürsten Christian II. von Anhalt Bernburg, dieser war unmittelbar daran/darin beteiligt.

 

Die von schwedischen Truppen besetzte Bernburg wurde von den chursäsischen Truppen unter General Major Sigmund Wolfersdorf belagert. Nach einigen erfolglosen Versuchen durch Verhandlung die eingeschlossenen Truppen oder auch nur die fürstliche Familie abziehen zu lassen, erfolgte der Angriff in den Abendstunden des 13. März. Die Kämpfe gingen schnell zugunsten der Eindringlinge aus. Von einer Verwundung („gefährlich beschädigett“) des kaiserlichen Oberst William Gall wurde berichtet. Und es kam wenig später zur Erstürmung auch der fürstlichen Gemächer, Tote, Verwundete und Plünderungen und zu folgender im Tagebuch des Fürsten sehr genau festgehaltenen Szenerie.

 

"Ins Gemach kam auch unter andern, ein Kayserlicher Officirer des Obersten sein Bruder, ein Irrländer, mit grimmigem Gesicht, und bloßem Degen, auf mich zu, sagte er wollte weder hohes oder niedriges Standes schonen, meine Leute hätten aus den Fenstern, mit gezogenen Rohren, ihnen mehr Schaden gethan, alß die Schwedischen denen hielte er es besser zu gut, weil sie ihrem Herren gedient.
Ich vermeinte es glimpflich, und es kam meine Schwester Fräulein Anne Sofie, mit darzu, bis wir ihn auf bessere Meinung brachten, durch Gottes Schickung. Er acquiescirte (änderte seine Meinung) zwar ein wenig, aber hernachmals wollte er Stammern niedermachen, wie er ihn verwundet sahe, meinte erst, er währe ein schwedischer Soldat. hernacher aber, als er hörte daß er mein Hofmeister währe, kam er wieder auf seine gezogene Rohr und daß hätten meine vom Adel und Aufwärter gethan. Ich kam darzu, und überhalf Stammern, mit dem er schon anfieng zu expostuliren, und hart zu reden, nur um Action an uns zu suchen."

 

Offensichtlich kämpfte der Bruder Thomas Gall bei der Erstürmung von Bernburg in unmittelbarer Nähe des älteren William und wollte die Verwundung des Bruders rächen. Ich habe einmal versucht diese eigenartige Geschichte in einer Ballade zu erzählen.   
Dem Sohn dieses Thomas von Gall, mit Namen Walther wird später Hohlstein und Gerstdorf vererbt. Zum Tode des grimmigen Thomas Gall ist noch nichts weiter bekannt, nur das er vor seinem Bruder starb, auch der Name der Ehefrau bleibt unbekannt. 

 

1637 Ernennung zum Grafen

 

Für die oben schon erwähnte Ernennung zum Grafen ist ein ausführlicher Schriftverkehr zu finden. Als William Gall à Bourke, Oberst und Kämmerer beantragte er beim Kaiser Friedrich II. in den Rang
eines Grafen erhoben zu werden. 1637 ernannte sein Nachfolger Friedrich III. in Anerkennung seiner zahlreichen Verdienste und der seiner vier Brüder, von denen drei, Jakobus, David und Thomas, im Kampf gefallen waren, William zum Grafen des Heiligen Römischen Reiches.
Das formulierte Adelspatent zum "William Graf von Gall, Freiherr von Bourgkh, Kaiser Kämerer und Oberst" bezog sich auf die zahlreichen Wunden an seinem Körper und die vier "tödlichen Schüsse", die er im Laufe einer langen und engagierten Militärkarriere erhalten hatte.
Der Titel sollte nach ihm auf alle seine gegenwärtigen und zukünftigen rechtmäßig gezeugten Erben seines Körpers und ihre in männlicher und weiblicher Linie abstammenden Erben übergehen werden. Das vom 2. Juni 1637 datierte Diplom sah auch eine Vermehrung des Familienwappens und das Recht vor, jeden seiner Brüder (Thomas als "Thomas Gall Freyherr von Bourgkh" als letzter überlebender Bruder auf dem Kontinent) durch Urkunde oder Testament zu adoptieren, falls es an männlichen Nachkommen mangelte. Offensichtlich lebte Thomas 1637 noch.
Ein „neues“ Wappen [9] enthielt einen heraldischen Hinweis auf die Wunden, die William am Körper trug. Vier Kugeln auf goldenem Grund im zweiten und dritten Viertel des Wappens. Im ersten und vierten Viertel ist ein Arm mit Schwert in der Hand dargestellt. Und darüber steht das alte Wappen der Familie von Gall Burk, ein breites Kreuz. In seiner ganzen Pracht lässt es sich in der Familienchronik „The Family of Gall Burke, of Gallstown, in the County of Kilkenny“ von John O'Donovan finden [10].

 

Wappen des Grafen von Gall, Rechte noch zu klären

Nov 1640 Gefecht am Riebelsdorfer Berg, Gall wird gefangen genommen

 

Der Hildesheimer Chronist Dr. Jordan notiert in seinem Tagebuch unter Nov/Dec 1640: „Reinholt von Rosas weimarsche Arme schlägt den kaiserlichen Obergraf Gallen mit einem Regiment Canoniere, bekommt den Grafen gefangen nebst 1 Majeur, 2 Rittmeister, 6 Standarten, 2 Dragoner-Fahnen“.

 

Im „Theatrum Europaeum“ heißt es zu gleichem Ereigniss: „Es hat aber derentwegen Herr Obrister und Director Reinhold von Rosen nicht unterlassen / einen als andern Wege / noch eine Cavalcade mit 700 Pferden / unangesehen Friedberg schon übergeben war / von Ziegenhain auß fürüber zu thun / in welcher er den General Gallen mit seinen tausend Curassiern / um den 10. Decembris, nicht weit von Franckfurt unversehens angetroffen / getrennet / ihne Herrn Gallen sammt sehr reicher Beuthe / verwundet / gefangen bekommen / und nach Ziegenhain geführet : welche Trennung und Beuthe auch für die gemeine Reuter so gut gewesen / daß solche den Bauren ein ziemliches auffzuklauben hinderlassen“.

 

Wie Gall aus solcherart Gefangenschaft herauskommt wird nicht bezeugt, wahrscheinlich ist ein Austausch, ein Tribut oder eine militärische Befreiung. Ein Treuschwur wird von einem solchen katholischen Krieger wohl nicht gefordert worden sein.

 

Nov. 1642 Zweite Schlacht bei Breitenfeld

 

Auch die zweite Schlacht bei Breitenfeld wurde von den kaiserlichen Truppen verloren. Der Erzherzog ließ nach der verlorenen Schlacht alle höheren Offiziere des damaligen linken Flügels wegen Feigheit unehrenvoll aus dem Dienst entlassen. Zudem wurde Gall angeklagt, kam aber im Gegensatz zu Johann Jakob Des Fours und Madlo mit einer Gefängnisstrafe davon. Das Regiment Gall wurde nach der Schlacht aufgelöst; 4 Regimenter kamen zum Regiment Lüttich, 4 zum Regiment Kapoun.

 

Zeitgenössische Darstellung: Zweite Schlacht bei Breitenfeld, Ausschnitt kaiserlicher linker Flügel in der Auflösung der Schlachtordnung
Zeitgenössische Darstellung: Zweite Schlacht bei Breitenfeld, Ausschnitt kaiserlicher linker Flügel in der Auflösung der Schlachtordnung

 

Jan 1644 Gall wirbt Truppen an

 

Im Januar 1644 schrieb Ferdinand III. er habe erfahren, dass Gall im Časlauer Kreis Reiter für die Republik Venedig anwerbe. Soldaten aus dem königlichen Erbland Böhmen dürften nicht im Krieg in Italien eingesetzt werden; daher müssten jene Werbungen sofort eingestellt werden.

 

1646 geriet Gall bei Frankenberg in Gefangenschaft

 

Mit einer bedeutenden hessischen Hausmacht drang Generallieutenant von Eberstein, von einigen kaiserlichen Regimentern unterstützt, an der Eder vor
Aber kaum hatte man dieses in Marburg erfahren, als der hessische Generalmajor Geiße und der schwedische General Gustav Adolf von Levenhaupt in Eilmärschen nacheilten. Sie erreichten den Gegner am 19. November 1646 bei Frankenberg und drängten die kaiserlichen ins Kölner Sauerlande zurück.
Dabei wurden die Obersten Graf William Gall und Graf Moritz Heinrich von Hadamar, 95 Offiziere und 800 Mann gefangen genommen. Die Darmstädter verloren in diesem Kampfe acht Standarten nebst dem ganzen Gepäcke, zwei Kanonen, 500 Gefangene, 700 Reit- und Bagagepferde und Generallieutenant Eberstein konnte sich kaum mit hundert Reitern in Sicherheit bringen.

1648-1655 Wilhelm von Gall Herr in Hohlstein

 

Die Besatzung von Städten, das Anwerbung von Soldaten, die Teilnahme an Schlachten und Gefechten, Gefangenschaften und Ehrungen zeugen schon von einem umfangreichen und außergewöhnlichem Leben.
Doch damit nicht genug auch von der Zeit danach gibt es Aufzeichnungen von Ereignissen die mit ihm verbunden werden können und dieses mal ist der Handlungsort Hohlstein und umliegende Ortschaften [11].
In der schlesischen Geschichte gibt es einiges hin und zurück von katholischer und evangelischer Glaubensvormacht. Nach dem 30 jährigen Krieg waren die wenigen noch übrigen Einwohner wohl eher Protestanten. Die neuen Besitzer waren dagegen mehr katholischer Ansicht. Ein Dienstreisebericht zur Feststellung der Verhältnisse und zur Errichtung katholischer Vormacht gibt uns einen Einblick in das religiöse Wirken von Wilhelm.

 

 

Schenkung von Guth Girschdorf an die Jesuiten 1655 [11]
Schenkung von Guth Girschdorf an die Jesuiten 1655 [11]

Aus dem Bericht einer Delegation, die mit militärischer Begleitung die religiöse Lage Prüfen und danach Handeln sollte entnehmen wir folgendes:


In Seudorf wurde unter Begleitung des Grafen Gall, der dort der Herr war, ein Pater Johann Conrad Zinck, ein Zisterzienserpriester aus dem Kloster Grüssau zum Parocho eingesetzt.

 

In Giersdorf geschah folgendes. Der Prädicante war zwar schon abgeschaft, aber er hatte sich wieder nach Giersdorf begeben. Durfte aber den Kirchschlüssel nicht bekommen, der Graf hatte es dem Kirchschreiber ausdrücklich verboten. Es gab einen Aufruhr, den der Graf bestrafte und nun wurde auch hier der oben schon erwähnte Pater Zinck zum Pastor erhoben.

 

Die Reise der Kommission führte am 17 April 1655 über Mitlau, in Holstein beim Graff von Gall wurde übernachtet.
Sirckwitz gehörte halb dem Grafen halb der Stadt Löwenberg, hierher ist auch Holstein zum Gottesdienst incorporieret.

 

Kayserswaldau, so dem Grafen von Gall gehöret, hier wurde der Pat. Caspar Steiner ein Cistercienser zum Pfarrer bestimmt.

 

So erfahren wir, dass der Graf den katholischen Glauben mit einem Schlüssel, mit Bestrafung und der Einführung von Pfarrern förderte. Die Pater Zinck und Steiner kamen aus dem Zistercienserkloster Grüssau. Es ist nicht verwunderlich das auch die nur wenig später nötige Grablage des Grafen in Grüssau eingerichtet wurde. Wir erinnern uns, das der Große Balko I und sein Enkel Balko II dort ebenfalls zur letzten Ruhe niedergelegt worden. Die genannten Besitzungen sind durch andere Literatur ebenfalls bekannt.


Eine weitere kirchliche Handlung erfolgte in sehr großzügiger Weise. Offensichtlich sind die Jahre im Krieg nicht spurlos an dem Grafen vorbeigegangen. Er tat Buße.

 

Hier der Bericht der die Schenkung beschreibt (siehe Abbildung oben).


1663 verlangten die Jesuiten, die Herren Patres Societ Jesu, nach der Parochie der Stadtkirche in Hirschberg. Bisher gehörten ihnen dort nur ein paar Altäre. Der Graf Gall hatte ihnen per Testament das Guth Girschdorf gewidmet. Zuzüglich 80000 Floren zur Erbauung eines Collegii in der Stadt Hirschberg für ihre Societät. Das Anliegen der Jesuiten auf die ganze Kirche Hirschberg wurde vom Kayser Leopold unterstützt.

Die Grablage des Wilhelm von Gall

Seine Grablage im Kloster Grüssau wird wieder sehr romantisch beschrieben [1], [12].

 

“Gegen der Sonnen Auffgang hängt an der Kirche eine gewölbte wohlgezierte Capelle darinnen man ein zierliches Begräbniss mit der Ueberschrifft findet:


Hie jacet Illustrissimus DD. Wilhelmus S. R. Imperii Comes a Gall
Lib. Baro a Burgo, Dominus de Ballmontin & Gallston,
Hsereditarius Dn. in Holstein, Kirchleben et Giersdorff, &c.
SS. Cses. Majest. Ferdinandi II. Camerarius
et super Legiones Cataphractorum & Dragonum Colonellus
qui toto vitse decursu
pro
Deo, Fide Catholica, et Caasare
Pius, Fidelis, & Bellicosus stetit.
Mortuus nona Augusti Anno 1655.
Requiescat in Pace

 

Eine von mir versuchte freie Übersetzung wäre folgende:

 

Hier liegt der berühmte DD. Wilhelm des heiligen römischs Reiches Graf Gall
Freyherr von Burg, Herr von Ballmontin und Gallston
Herr in Holstein, Kirchleben und Giersdorff, etc.
Seiner Majestät Ferdinand II. Kammerherr
Oberst eines Kürassier- und Dragonerregiments
er war im Laufe seines Lebens
Gottesfürchtig, Katolisch, Fromm,
Gütig, Treu, Streitbar
Gestorben im August 1655 in Güssau


Mit einem oben schon begonnen Zitat aus den Denkwürdigkeiten wird das Ende eines solchen Mannes trefflich beschrieben.

 

„Nachdeme nun der heroische Geist den 9. August im Jahr 1655 sich der Cörperlichen Wohnung entbrochen / und empor gestiegen / ….“


Ich hätte zum Ableben dieses Kriegers nicht schönere Worte finden können [13].

Walther von Gall, eine Grablage

Da er Ehe- und Kinderlos verstarb vererbte er das Gut und Ländereien an seinen Neffen Walther von Gall. Wir haben vom Vater und Bruder Thomas von Gall nur die Nachricht dass er neben Wilhelm von Gall im Krieg kämpfte. Nach den verliehenen Ehrungen von Ferdinand II. durfte auch der Neffe den Titel Reichsgraf führen. Allerdings erfahren wir von ihm selbst wenig. Er stirbt in Wien am 8. Mai 1685 und wird neben seinem Onkel begraben. Hier folgt die Inschrift: [14].


Viator Sta pavim per Cape quem hac angustia tumuli capit est Familia Illustrissimus WALTHERUS COMES Á GALL Francisci Episcopi Wratislaviensis Supreng Anta Prafectus Huncgennit Hybernia fovit Silesia Mors excepit Vienna in Austria funeravit Grissovia

Anno MDCLXXXV 8 May
Sic vive ut vivas aternum Contritus abi precando Requiem aternam dona Ei Domine

 

Er verstarb allerdings auch ohne Erben und die Sussession wurde per Testament seiner Gemahlin überlassen. Einen Hinweis auf diese gibt ein Dokument aus dem Jahre 1683. Möglicherweise wurden die Geschäfte schon früher als 1685 an die Dame übergeben. Eine Frau Angelica Anna Sibylle Freiin de Bourg, geb. Freiin von Zierotin verleiht 3000 Taler zu 6% Zinsen an einen Hans Sigmund von Redern und nimmt dessen 3 Ortschaften zur Sicherheit. Wie es mit der Dame weitergeht bleibt erst einmal offen?   

 

Ein kurzer aber denkwürdiger Auftritt einer Familie für das Schloss Hohlstein [15].

Doris Baumert, Die Gemeindeakten des Kreises Löwenberg (Schlesien), Sebstverlag 2006
Doris Baumert, Die Gemeindeakten des Kreises Löwenberg (Schlesien), Sebstverlag 2006

 

Quellen:

 

[1] Frideridi Lucae Schlesiens curiöser Denkwürdigkeiten, oder vollkommener CHRONICA.: Andere Theil, in Verlegung Friedrich Knochen, Buchhändlern, 1689
[2] Donal Burke; http://burkeseastgalway.com/burke-part-2/ [3] Ausstellung im Heeresgeschichtliches Museum Wien 2003/04
[4] https://de.wikipedia.org/wiki/Wild_Geese, darin zitiert George B. Clark, Irish Soldiers in Europe: 17th-19th Century, Mercier Pr, 2010, S. 35.
[5] http://www.30jaehrigerkrieg.de/gall-gaill-gill-galles-gallas-de-burgo-a-bourck-bourg-william-wilhelm-graf/
[6] weitere Schreibweisen des Namens werden angeführt und er sollte nicht mit einem Matthias von Gallas verwechselt werden, dieser Graf bzw. Herzog hatte eine wesentlich höhere Position im kayserlichen Herr, zum Beispiel nach Wallensteins Tod zeitweise das Oberkommando des Herres
[7] A. Weltzel, Geschichte der Stadt, Herrschaft und Festung Cosel, Ratibor: in Commission bei Fr. Thiele, 1866, Seiten 560
[8] http://diglib.hab.de/edoc/ed000228/print/edoc_ed000228_fg_1636_03.pdf, http://www.tagebuch-christian-ii-anhalt.de/index.php?article_id=14
[9] nach dem Originaldiplom von Charles Count MacDonnell kopiert [10] O’Donovan, J., The Family of Gall Burke, of Gallstown, in the County of Kilkenny, The Journal of the Kilkenny and South-East of Ireland Archaeological Society, Vol. 3, No. 1, 1860, S. 97-120.
[11] Protestantische Kirchengeschichte in Schlesien, Johann A. Hensel, 1768, S. 438-439
[12] Schlesische Curiositäten, darinnen die ansehnlichen Geschlechter des Schlesischen Adels mit Erzählung des Ursprungs, der Wappen, Genealogien (etc.), Fleischer, 1728
[13] Ephraim Ignatio Nasone, Phoenix redivivusducatuum, Suidnicensis, & Javroviensis. Der wieder-lebendige Phoenix, der beyden Fürstenthümer, Schweidnitz, und Jauer, in der Baumannischen Erben Druckerey, 1667, 336 Seiten
[14] https://www.findagrave.com/memorial/99590517/walter-à_gall
[15] Adelslexikon der preussischen Monarchie, Band 1, Leopold von Ledebur, Rauh, 1854 Seite 244