Das Schloss Hohlstein

 

Mit Hilfe eines alten Reiseberichtes lässt sich das Schloß und seine Umgebung noch einmal nachzeichnen [1]. Hier ein Auszug. 

 

„Etwa 5 km von Löwenberg liegt auf einer Anhöhe umgeben von alten Linden, Buchen und Eichen, Schloß Hohlstein. Es gehört zu den ältesten Schlössern in unserem Kreise, ist jedoch weniger bekannt als die in Richtung auf das Riesen- und Isergebirge gelegenen Burgen und Schlösser…..…Etwa über der Mitte des Dorfes erhebt sich auf steilem Felsen der prächtige Schloßbau. Man gelangt dorthin über den großen Gutshof an der alten Försterei vorbei durch das mit Wappen und Krone geschmückte Tor des Schloßparks. Ein großer Vorplatz gibt den Blick auf das Schloß frei, einen geräumigen, aber einfach gegliederten Bau, der seine jetzige Gestalt im 18.Jahrhundert erhielt. Das Portal liegt unter einem großen halbkreisförmigen, von Säulen getragenen Balkon. Das Schloß besteht aus dem Hauptflügel mit zwei nach dem Park gerichteten Seitenflügeln. Vom Schloßvorplatz fällt die Felswand zu den Terrassen ab. Unter der obersten Terrasse liegt der sogenannte „hohle Stein"; eine später ausgehauene Felsgrotte, die dem Schloß und Dorf den Namen gegeben haben mag.“ 

 

[1] Schloß Hohlstein, wahrscheinlich in Löwenberger Heimatgrüße ca. 1930

Zeichnung der Karte des Schloßes und des Gartens
Schloß Hohlstein nach Messtischkarte aus dem Jahr 1888

 

„Der felsige Untergrund ist sehr geschickt für den Bau des Schlosses ausgenutzt. Die steil abfallenden Felsen verwandelte man in eine große Grotte und schöne blumengeschmückte Terrassen. Hinter dem Schloß liegt der weite alte Park. Er streckt sich auf der Höhe des Bergrückens entlang, an dessen Abhang das Schloß liegt. Aber auch die Abhänge bis zu dem von Sirgwitz nach Hohlstein führenden Weg gehören noch zum Park, der interessante Felsgebilde und malerische Wege aufweist.

 

Am Ende des Parks steht der Luisentempel, eine idyllische mit Birkenrinde mosaikartig ausgelegte Sommerlaube. An anderer Stelle endet der Weg in der sogenannten Mooshütte. Noch weiter unten. im Grunde steht das Borkenhaus, ein Teehaus, in welchem früher manch fürstliche Gesellschaft stattgefunden hat. Versteckt im Walde liegt das kleine Mausoleum in neuklassischer Form. Man weiß jedoch nicht, wer hier seine letzte Ruhe gefunden hat.“

 

Aus einer alten Karte kann die Struktur des Schlossparkes noch gut nachvollzogen werden. Das Wegenetz ist sehr schwungvoll gestaltet und es gibt einige Ein oder Ausgänge seitlich zur Straße hinaus. Auch mit Google Map (Eingabe Skala) gelingt es noch heute einen Eindruck über das Areal zu gewinnen Die Lagen der im Text genannten kleinen Bauwerke sind ebenfalls noch zu erahnen. Aus der Erinnerung der Familie können sie in das Areal eingetragen werden. Die nicht gerade in Postkartenqualität vorliegenden Bilder aus dem Nachlass vermitteln leider nur einen begrenzten Eindruck über die genannten Gebäude. Der Louisentempel steht direkt an einem steilen Abhang. Er war mosaikartig mit Birkenrinde ausgelegt. Das Mausoleum zeichnete eine neuklassische Form aus. Vier Säulen stehen vor einem offenen halbrunden Raum, der im hinteren Teil nur mit einem Lattengitter abgeschlossen ist. Undeutlich zu sehen ist einen halbrunde Bank in einer halbrunden Nische. Vom Mausoleum führt ein weg direkt zur "Orangerie", zum hinteren Teil des linken Seitenflügels. Dort wurden im Winter die tropischen Pflanzen eingestellt und die Räume den ganzen Winter leicht geheizt. Das Teehaus, auch Borkenhaus genannt, kann man auf Postkarten bewundern, von der Mooshütte habe ich keine Abbildung mehr gefunden.

 

Von der sich vor dem Schloss befindenden Domäne sind nicht mehr alle Gebäude vorhanden. In der Skizze oben ist die ehemalige Struktur der Domäne noch einmal angedeutet. Natürlich handelte es sich um einen Vierseitenhof. Auf den im Internet zu findenden Postkarten ist innerhalb der Domäne noch ein Turm zu sehen. Diesen gab es um die Jahrhundertwende schon nicht mehr. Zwischen den beiden Abbildungen unten sind ca. 100 Jahren Zeit verstrichen.

 

Das weiter nördlich stehende Forsthaus ist noch vorhanden und wird als Wohngebäude genutzt. Der hinter dem Forsthausgelände stehende ehemalige Gasthof Hohenzollern wird aktuell als Wirtschaftshof genutzt. Am Forsthaus vorbei geht es zum Haupteingang des Schlosses. Der offizielle Eingang war ein mit Wappen und Krone geschmücktes Tor.

Forsthaus, Zugang zum Schloß, ca 2016, noch bewohnt, links obere Terrassenmauer
Forsthaus, Zugang zum Schloß, ca 2016, noch bewohnt, links obere Terrassenmauer

 

Es ist anzunehmen, dass es das Wappen der Familie Hohenzoller Hechingen war. Es würde dann wie in der Abbildung unten ausgesehen haben. (fehlt noch)

 

Wappen: Das Wappen der Familienlinie Hohenzollern Hechlingen besteht aus dem Silber/Schwarz viergeteilten Zollernschild, darauf befindet sich mittig angeordnet das Symbol der Burggrafschaft Nürnberg (seit 1214) ein aufsteigender schwarzer Löwe mit einer gestückten rot silbernen Einfassung. Manchmal sind in der Literatur Vertauschungen mit dem Wappen Hohenzollern Sigmaringen, dieses hat noch zahlreiche weitere Motive aufzuweisen. An diesem Tore wird der Löwe in der Mitte das auffallende Motiv gewesen sein.

 

Das Tor befand sich übrigens nicht zentral gegenüber dem Haupteingang sondern seitlich auf das Plato führend. Auf diesem Plato stand eine weiße Bank ausgerichtet mit dem Blick nach Süden hin. Aus früher Reiseliteratur liest sich die Beschreibung des Schlosses sehr romantisch. Es wird in einem Dornröschenschlaf beschrieben und ganz besonders wird die sommerliche Hitze, die auf der Terrasse glüht, verwiesen.

 

Der Autor A. Eimert kommt aus dem Nachbarort Liegnitz er kennt Gegend und Klima auf das genaueste.

 

„Auf der Terrasse von Schloß Holstein glutet die Sonne des Sommervormittags. Über der weißen Bank an der breiten durchbrochenen Mauerbrüstung steht die sengende Luft flimmernd. Lautlos reglos. Sie bohrt sich mit goldenen Pfeilen in die Steile altersgraue Felsenwand, die Weinumrankt in ihrem Herzen den hohlen Stein hütet, der dem Schlosse einst den Namen gab.“

 

Schloss Hohlstein war eher keine Sommerfrische. Die weiße Bank wird auch in den Kindheitserinnerungen der Ahnen erzählt. Wir werden sie mit der Familie besetzt noch sehen. Noch ein Stück östlich über die Straße hinweg im Wald stand ein weiteres Mausoleum, dieses wurde in keiner mir bekannten Veröffentlichung genannt.

Mausoleum, östlich des Schlosses
Mausoleum, östlich des Schlosses

 

Innen

 

 

In einem aktuelleren Buch über Schlösser in den Sudeten von Łuczyński Romuald M. Zamki wird mehr über die Architektur und die Inneneinrichtung erzählt.

 

Der Palast ist ein dreistöckiges Gebäude aus Stein und Ziegelstein, das auf einem Hufeisengrundriss errichtet wurde. Der zentrale Teil wurde mit einem Walmdach gedeckt. Die Fassaden hatte eine symmetrische Anordnung von rechteckigen Fenstern, Rustikalisierung in den Ecken und Gesimse zwischen den Fenstern.

 

Der Haupteingang kam von Osten, von der Hangseite, der ein säulenartiger Portikus vorausging, der einen halbrunden Balkon stützt.

 

Die Treppe, die zu den Kellern und zum ersten Stock führte, war aus Sandstein, während die Treppe darüber aus Holz bestand. Das Gebäude ist unterkellert und verfügt in einem der Räume des Südflügels über ein Tonnengewölbe mit Tonnenkreuzteleskopen, während das Gewölbe einen Pfeiler mit geschnittenen Ecken aus rotem Sandstein trägt.

 

Der Palast hatte etwa 40 Räume. Im ersten Stock gab es einen Ballsaal, dessen Ausgang auf den Balkon führte. In diesem Saal gab es eine facettierte Decke mit dem Motiv der offenen Augen, von Zahnungen und Rosetten. Die Mitte der Decke war mit einer Rosette aus Akanthusblättern verziert, die von einem Kreis aus Pflanzenfäden umgeben war. An den Ecken des Saals befanden sich vier kleinere Rosetten.

 

Es gab einen in weiß gehaltenen Speisesaal, der der größte Raum im Palast war. Er war ausgestattet mit einer Nische für die Hofkapelle und einem Kamin aus grauem Marmor, Gegenstände aus Herkulanum und Pompeji sowie mehrere Ölgemälde.

 

Im Südflügel (?) befand sich auch ein so genanntes kleines Wohnzimmer ohne wertvollere Gegenstände, von dem aus man die ehemalige Bibliothek betreten konnte, deren Sammlung vor dem Krieg verloren gegangen war. Es wurde in ein Wohnzimmer mit gelbem Seidendamast gepolsterten Möbeln umgebaut. An den Wänden befanden sich Gemälde, die u.a. Napoleon und Gräfin von Hatzfeld, Kaiserin Maria Theresia und Herzogin Pauline von Sagan darstellten. Von der ehemaligen Bibliothek ging man in das nächste Wohnzimmer und dann in das Schlafzimmer des Herzogs, dessen Bett in einer Nische stand, und die Wände des Raumes waren mit blauen Blumen tapeziert. Neben dem Schlafzimmer befand sich ein kleines Arbeitszimmer, in dem die Aufmerksamkeit auf einen reich goldbestickten Teppich gelenkt wurde, der von Königin Luisa selbst als Geschenk eines Treffens im Schloss Hohlstein im Jahr 1800 angefertigt worden war.

 

Der nördliche (?) Flügel des Palastes begann mit einem Empfangsraum. Von hier aus ging man in das Wohnzimmer, in dem Marschall Gebhard Leberecht von Blücher 1813 wohnte. Dieses Wohnzimmer wurde in ein gewöhnliches Schlafzimmer umgewandelt. Im Flügel gab es drei weitere Schlafzimmer für die Herzogin, für das Dienstmädchen und für die Hofdamen. An den Wänden des letztgenannten Schlafzimmers befanden sich farbenfrohe italienische Kupferstiche, die allegorische und mythologische Szenen darstellten. Die Räume im zweiten Stock standen in der Zwischenkriegszeit völlig leer.

 

 

In einer weiteren Quelle beschreibt der Zeitzeuge E. nur wenige Details der inneren Ausstattung. Von farbenfrohen Tapeten, Möbel aus Mahagoni, goldbrokatenen Vorhängen, pompejanischem buntfarbener Marmor und vergilbten Abbildungen wird reiseberichtet. Ein Bild der jungen Maria Theresia mit Taube wird explizit genannt. 

 

Łuczyński Romuald M. Zamki, dwory i pałace w Sudetach, Legnica, 2008, S. 401-407

 

 

 

 

Der Park zum Schloss

 

Der Park am Schloss Holstein wird als besonders baumig beschrieben. Wie in der Karte oben abzulesen ist, führt ein weit verzweigtes Wegesystem durch den Garten. In südlicher Richtung wird er durch steil abfallendes Gelände durchzogen. Auf der Abbildung des Louisentempels oben ist der Abhang gut zu sehen. In nördlicher Richtung führen mindestens vier Ausgänge auf den Weg zum Forsthaus und Dorf. Schaut man sich den Haupteingang zum Schloss an, so scheint ein Holzlattenzaun mit gemauerten Pfeilern dazwischen eine Umfriedung darzustellen.

 

Die Tore sind weit geöffnet. In den Beschreibungen liest man von hundertjährigen Bäumen und einem Laubengang uralter Linden. Im Park sah man zahlreiche Baumsorten. Buchenwipfel und Eichenkronen, breitästige Platanen, Kastanienbäume, Blautannen und Balsamfichten, Ölbäume aus Asien, Pyramiden Eichen aus Amerika, Fichten vom Kongo und virginischer Wacholder, Tulpenbäume, Ahorne, alte Trompetenbäume, Trauereschen und Dorn-Christi Bäume, werden aufgezählt, Ein Götterbaum, ein Buchsbaum eine hundertjährige Silberpappel und ein Glückskerndelbaum-eine Staffilea mit grünen Samensäckchen, in denen die Glückskerne klappern werden besonders erwähnt.

 

Zudem werden Blumenbeete beschrieben mit Levkojen und Nelken, Gerberich und indischem Blumenrohr, mit Rosen und Myrthen darauf.

 

„Schloß Holstein gehört den Geistern der Vergangenheit, nur der alte freundliche Kastelan, der treue Hüter und Wächter ihres Besitzes, der in den ewig kühlen Gewölben des Erdgeschosses haust, ist Fleisch und Blut lebendiger Gegenwart.“

 

Dieser abschließende Satz des Reiseberichtes aus dem Jahre 1930 verweist auf die Ahnen des Hauses, die sich um Garten und Schloss kümmerten. Wie schön. Ich werde seine Geschichte auch am Ende meiner Chronik erzählen.

Kastelan Wilhelm Friedrich Wehner mit Familie ca: 1914
Kastelan Wilhelm Friedrich Wehner mit Familie ca: 1914