Familie von Roeder

 

 

Als Ursprung der Familie wird eine Verwandtschaft mit der Familie Kolowrat genannt. Daraus abgeleitet wird auch ein Rad im Wappen. Im 12 Jh. sind sie vom Voigtland und Meißen aus nach Schlesien gekommen.

 

Offensichtlich wirkten sie hier sehr erfolgreich. Die Güter in Schlesien werden reichlich aufgezählt: Rittergut Waltersdorf im Fürstenthum Jauer, Güter in Friedland, Ruppersdorf, Krappitz, Seidenberg, Rechenberg, Gr.Strehlitz, Friedersdorf, Stradum, Kornitz, Dobersdorf, Herrschaften in Spremberg, Malmitz, Kunzendorf, Krasche, Siegersdorf, Probsthayn, Scharfenort, Schönfeld.

 

Mit dem Wappen der Familie Röder gibt es in der Literatur so seine Schwierigkeiten. Einem Hinweis aus dem preussischen Adels Lexikon [1] folgend kommt also ein Rad darin vor. Ein Wappen auf einer alten wunderschöne Grabplatte einer Dame von Niebelschütz aus dem Jahre 1725 am Schloß in Glogau in Schlesien heute Glogow deckt sich mit dieser Aussage [2]. Auch eine weitere „neuere“ Grabplatte in Glogow zeigt ein Rad und zwei gekreuzte Haken als Wappen [3]. 

 

Linien der Familie

 

Es wird von einer älteren oberschlesischen Linie und einer niederschlesischen Linie berichtet. Die erstere Linie nennt sich zu Krappitz und Hohlstein, die zweitere Linie zu Malmitz und Kotzenau.

 

Die zweitere gilt seit 1788 als Erloschen. Ihr letzter Vertreter war ein Karl Albert von Roedern, das Erbe ging an einen Sohn der Schwester, an Wilhelm Gottlob Burggraf zu Dohna-Schlodien.

 

Die erstere Linie wurde durch Karl Gustav Reichsgraf von Roeder auf Krappitz usw. (1691-1779) weitergeführt. Er war Oberpräsident der Oberamtsregierung in Schlesien und später wirklicher geheimer Staatsrath in Schlesien und verheiratet mit Johanna Eleonora, Gräfin von Prösing.

 

 

Ausschnitt aus umfänglichen Stammbaum von Reder, von ca. 1400 bis 1730 [5]
Ausschnitt aus umfänglichen Stammbaum von Reder, von ca. 1400 bis 1730 [5]

Roeder und Hohlstein

 

Das die Familie etwas mit Hohlstein zu tun hat erschient ein erstes mal bei einer Schwester seines Vaters, der Tante Helena Charlotte auf Hollstein. Gemahlin des Heinrich Graf von Promnitz zu Kreppelhof vermählet, Wittibe (alt für Witwe), 1670. Offensichtlich lebte sei als Witwe dort. Der Graf war chursächsicher General und starb 1693 in Frankfurt am Main [4]. 

(Auch Schloß Kreppelhof ist seit 1964 eine Ruine. Es brannte aus.)

 

 

 

Der Sohn vom Stammvater Karl Gustav war Erdmann Karl Graf von Rödern, geboren am 13.06.1715 und gestorben 1782 Er wird ganz explizit mit Herrn auf Hohlstein angesprochen. Das hängt vielleicht damit zusammen, dass 1765 die Herrschaft Krappitz, also das bisher namensgebende Gut für 118.000 Taler an Carl Wilhelm von Haugwitz verkauft wurden, und als Ortsbezeichnung zum Namen nicht mehr genutzt werden konnte.

 

Erdmann Karl war zwar nicht Staatsrath, wie sein Vater aber immerhin preußischer Justizrath und er konnte viele Kinder sein Eigen nennen, insgesamt 9. Im Schema unten wurden die Generationen einmal schematisch zusammengefasst. Als Quellen dienten verschiedene, für eine geprüfte Richtigkeit stehe ich aber nicht zur Verfügung. 

 

Stammbaum der Familie von Roeder aus vielen Quellen
Stammbaum der Familie von Roeder aus vielen Quellen

 

 

Nur für wenige der aufgelisteten Familienmitgliedern kann eine Geburt nach Hohlstein verortet werden. So ist zum Beispiel der Stammvater Karl von Roeder 1715 in Hohlstein geboren. Seine Frau die Freiin von Schmettau ist 1776 in Hohlstein gestorben. Für den wohl zweiten Sohn Erdmann Gustav ist für das Jahr 1742 und auch für dessen drittes Kind Erdmann für das Jahr 1784 eine Geburt in Hohlstein dokumentiert. Die Ehefrau eines Karl Wilhelm Erdmann einer Erdmuthe Charlotte Eleonore Freiin von Folgar und Kaltwasser (nicht im Schema aufgeführt) lebte noch als Witwe bis Anfang des 19 Jh. in Hohlstein.

 

Vom obigen Karl, wurde 1787 ein Hof in Dürr-Kunzendorf bei Löwenberg angelegt und er hat diese auch streng nach Alexander dem Großen nach sich selbst Karlshof benannt. Hierzu ist in der unteren Abbildung die Quelle eingebunden, ein bürokratisches Zählwerk zur Auflistung sämtlicher Habseligkeiten in Schlesien [6]. Schwer zu lesen vor lauter Abkürzungen. Jedenfalls wird er als damaliger Besitzer des Dorfes angesprochen. Die von Roeders wirkten in ihren Landen.

 

Im Zusammenhang mit der Kariere eines Musikers Joseph Jakob Scherr geb. 1770 in Kunzendorf, wir hatten den kleinen Ort oben schon einmal erwähnt, wird eine kleine Musikkapelle des Grafen von Roeder genannt. Eine zweite soll es in Plagwitz gegeben haben. Die Qualität der Roeder‘schen Kapelle wurde hoch gelobt und besonders für ihre Aufführungen von Mozart’s neuen Musikstücken, Musik die für den Landstrich Schlesien als noch unbekannt bezeichnet wird [7]. Die Kapelle wurde 1794 schon wieder aufgelöst.

 

Schloss Hohlstein nach einer Zeichnung von 1749 [11]
Schloss Hohlstein nach einer Zeichnung von 1749 [11]

 

 

Von vielen Mitgliedern der Familie ist ein Geburtsort und Sterbeort in anderen Städten aber häufig in Schlesien zu finden. Berichte zur Familie von Roeder findet man im Zusammenhang mit einer recht erfolgreichen Schaafszucht [8], mit dem Betreiben von Leichensteinbrüchen, dem Abbau von Torf, von Eisenhämmern und mit einer weniger erfolgreichen Suche nach Steinkohle [9].

 

Aus der oben schon erwähnten großen Internetseite aus der Arbeit von Frau Doris Daumert lassen sich die Besitzrechte von Hohlstein folgendermaßen weiterschreiben.

 

Karl Gustav Graf v. Reder überlässt seinen Besitz an seinen Sohn Erdmann Karl Graf v. Reder für 40.000 Taler am 13. Dezember 1738. Der Vater stirbt 1776 in Dobrau. Der Sohn Erdmann Karl Graf v. Reder. im Juli 1782.

 

Die Erben errichteten am 17.10.1783 einen Vertrag, durch welchen die ungeteilte Herrschaft Hohlstein für 169.000 Taler in den gemeinschaftlichen Besitz der nachgelassenen sechs Söhne überging.

 

Diese 6 Söhne sind oben im Schema aufgelistet. Die drei Töchter wurden verheiratet.

 

Schon am 6. November 1786 haben fünf dieser gemeinschaftlichen Besitzer mit ihrem Bruder, dem Bunzlauer königlichen Landrat und Landschafts-Direktor Karl Wilhelm Erdmann Graf v. Reder auf Kroischwitz (geb. 29.06.1741 in Hohlstein) einen Vertrag geschlossen, durch welchen dieser für 200.000 Taler alleiniger Eigentümer des Gesamtbesitzes wurde. Jeweils 40 000 Taler waren also an die Brüder auszuzahlen.

Dieser war königlicher Landrath im Löwenberger und Bunzlauer Kreis und wird für die Jahre 1786 bis zu seinem Tode 1796 als Kurator des Bunzlauer Waisenhauses benannt. [12] 

 

Im Oktober 1795 verkaufte Karl Wilhelm Erdmann Graf von Röder den Besitz, also sehr kurz vor seinem Tod. Eine Zeichnung von Schloss Hohlstein und Umgebung aus dem Jahre 1751 zeigt, das es um diese Zeit noch keinen großen Park hinter dem Schloss gab [11]. Er wird erst vom Kurländer in Auftrag gegeben.   

 

Die von Roeders sind aber weiterhin in Schlesien anzutreffen. So gibt es Berichte von einem Treck vom Januar 1945 aus Schlesien. Dieser wurde angeführt von Erica Gräfin von Roedern (1887-1983), deren Mann schon 1937 verstorben war. Sie übernahm zusammen mit ihrer 25-jährigen Tochter Erdmuthe die Führung des Flüchtlingtreckes von Rostersdorf (heute polnisch Trzesow) im Kreis Glogau nach Eggolsheim [10]. 

 

 

[1] Neues preussisches Adels-Lexicon, oder, Genealogische und diplomatische Nachrichten: Bd. P-Z Leopold Freiherr von Zedlitz, Verlag Gebrüder Reichenbach, 1837

 

[2] http://www.glogow.pl/okolice/powiaty/glogowskiaaa.htm Datum 19.04.2018

 

[3] http://www.glogow.pl/okolice/php.php?numer=anowe/polkowicki/trzesow/4.jpg, Datum 19.04.2018

 

[4] Die Heutigen Christlichen Souverainen von Europa, Das ist: Ein kurtzer Genealogischer und Politischer Abriß: Ferdinand Ludwig ¬von Bressler und Aschenburg, Steck, 1699 - 1272 Seiten

 

[5] Johann Christian Kundmann, SILESII UN NVMMIS, oder berühmte Schlesier in Münzen, so durch Grosse Helden-Thaten, Durch Hohe und wichtige Amts-Würden, oder durch Gelehrsamkeit und Schrifften, Ihrer Nahmen unvergeßlich gemacht, Verlegts Michael Hubert, 1738, 480 Seiten

 

[6] Alphabetisch-Statistisch-Topographische Übersicht aller Dörfer, Flecken, Städte u. andern Orte der Königl. Preuss. Provinz Schlesien ... nebst beigefügter Nachweisung von der Einteilung des Landes nach den verschiedenen Zweigen der Civil-Verwaltung mit drei besondern Tabellen, verfasst von J. G. Knie, Grass, Barth u. Comp., 1830, 1079 Seiten

 

[7] Encyclopädie der gesammten musikalischen Wissenschaften oder Universal-Lexicon der Tonkunst: Riesenharfe bis Zyka, Band 6, Gottfried Wilhelm Fink, Gustav Schilling, Köhler, 1840, 924 Seiten

 

[8] Johann Gottfried Elsner Korn, Die Schafzucht Schlesiens, 1842

 

[9] Hermann Adolph Fechner, Geschichte des Schlesischen Berg- und Hüttenwesens in der Zeit Friedrich des Grossen, Friedrich Wilhelm II. und Friedrich Wilhelm III. 1741-1806., BoD – Books on Demand, 1903, 384 Seiten

 

[10] www.infranken.de/regional/artikel_fuer_gemeinden/Ein-Dorf-flieht-nach-Franken;art154303,1341887, Datum 24.04.2018; Schlesien Vertreibung aus der Heimat, Karl Heinz Schütte

 

[11] Grafik Schloß Hohlstein 1749 aus Friedrich Bernhard Werner, Topographia Silesiae (geographisch-historische Beschreibung der Provinz Schlesien, Bd. 5: Glogau, Beuthen, Sagan, Schwiebus, Hirschberg 1758) mit handgezeichneten Stadtplänen und Ansichten; Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz - GStA PK, XVII. HA, Rep. 135. nr. 526/5. fol. 329 v-330r gefunden und weitere Bilder auch auf https://dolnoslaskie.fotopolska.eu/286057,foto.html

 

[12] Stolzenburg, W.A.H., Geschichte des Bunzlauer Waisenhauses 1; 1845